Die harmonische Entfaltung von Kindern ist ein natürlicher und darum langsamer Prozess. Unsere Aufgabe ist es, die rechten Bedingungen dafür zu schaffen, aber nicht den Prozess zu beschleunigen. Bringen wir es als Erwachsene fertig, diese inneren Prozesse nicht durch Ungeduld zu stören, sondern ihnen den nötigen Nährstoff zu liefern, so lernt das Kind, auf eigenen Füßen zu stehen und nicht sein Leben lang von äußerer Führung abhängig zu sein.
Rebeca Wild
Ich bin ganz
Unsere mehrjährige Arbeit zeigt uns jeden Tag aufs Neue, dass sich Kinder völlig aus sich heraus entwickeln. Was wir zu ihrer Entwicklung beitragen ist, sie nicht-direktiv zu begleiten und in sie zu vertrauen. Wir nehmen ihre spontanen Bedürfnisse ernst und geben ihnen in unserer entspannten Umgebung Raum.
Ein Kindergarten, der bewusst Lebensprozesse wahrnehmen und respektieren will, braucht entsprechende Strukturen. In der nicht-direktiven Erziehung unterlassen Erwachsene die Einmischung in die kindlichen Lern- und Entwicklungsprozesse und stellen das Kind mit seinen Gegebenheiten in den Vordergrund.
Unsere pädagogische Arbeit basiert auf den Erfahrungen von Rebeca und Mauricio Wild, die sich vor über 20 Jahren dafür entschieden haben, Lebensprozesse zu respektieren und dies unter anderem in einem langjährigen Schulprojekt realisiert haben.
Sein dürfen
„Ich bin ganz“ bedeutet für uns, dass unsere Kinder bereits alle Anlagen mitbringen. Wir schaffen den Raum und die Umgebung, damit diese Anlagen entfaltet werden können. Unsere Kinder sollen ihre eigenen, individuellen Erfahrungen machen können, ohne dass wir in diese Prozesse manipulativ eingreifen, sie behindern oder unnötig beschleunigen. Sie dürfen sein wie sie sind.
Um diese Erfahrungen machen zu können, ist eine Umgebung notwendig, in der sie sich entspannt und sicher fühlen:
Zeit, Entscheidungsfreiheit und keine Unterbrechung
Zu jeder Zeit entscheiden die Kinder im Freien Aktiven Kindergarten, wie, was, mit wem und wie lange sie spielen möchten. Täglich sehen wir auf’s neue, wie die Kinder völlig im Spiel vertieft sind und beispielsweise Rollenspiele mit Begeisterung und hochkonzentriert über mehrere Stunden gespielt werden.
Dieses Erlebnis des „Eintauchens“ wird von uns nicht unterbrochen. Regelmäßige Angebote wie Musikzeit, Geschichtenzeit oder Abschlußkreis sind immer freiwillig und werden für alle, die Interesse haben, angeboten.
Regeln
Im Freien Aktiven Kindergarten gibt es Grundregeln, die allgemeingültig sind, z.B.: niemand darf dem anderen wehtun, niemand darf den anderen bei einer Tätigkeit stören, das Material soll sorgfältig behandelt und nach Gebrauch zurückgeräumt werden, usw.
Ein Kind, das tätig ist, braucht die Sicherheit, dass ihm ein gewisser Umkreis zusteht, in den niemand ohne seine Zustimmung einbrechen darf. Deshalb gilt die Regel, dass sich niemand ungefragt in Arbeit und Spiel eines Kindes einmischen darf. Es ist die Aufgabe der Erwachsenen, ein Kind, das selbst nicht stark genug ist, in diesem Recht zu unterstützen.
Erwachsene
- sind präsent, ansprechbar, für das Kind da und begleiten und unterstützen dadurch den Prozess
- nehmen sich zurück und greifen möglichst nicht in das Spiel der Kinder ein
- bereiten die Umgebung vor, bevor die Kinder kommen, damit während des Spielens die volle Aufmerksamkeit den Kindern gewidmet werden kann
(Frei-) Räume
Unter diesen Umgebungs-Bedingungen schaffen wir die dafür notwendigen und geeigneten Räume:
Sinne
Im Kindergartenalter ist vor allem die Enfaltung sensomotorischer Fähigkeiten wichtig. Das große Angebot im Kindergarten spricht deshalb insbesondere die unterschiedlichen Sinne an
- Wie riecht etwas?
- Wie schmeckt etwas?
- Wie fühlt es sich an?
- Wie verhält sich etwas im Umgang damit?
Hierfür gibt es im Kindergarten die unterschiedlichsten Angebote:
- Kastanienbad, Mehlkiste, Linsen-Erbsenbad, alle erdenklichen Materialien zum Fühlen, Schmecken, Riechen …mit allen Sinnen
- Malraum
- Werkstatt
- gemeinsam Backen und Kochen
- großer Garten mit Sandkasten, Erdhügel, Beeten, Höhlen, Weidenhäuschen etc.
Bedürfnisse
Jedes Kind darf so sein, wie es ist und wie es sich im Moment fühlt. Es darf fröhlich oder wütend, traurig oder gelangweilt, müde oder aktiv sein, ohne dass es dafür bewertet wird.
Das bedeutet nicht, dass wir dem gleichgültig gegenüber stehen, sondern dass diese Gefühle und Erfahrungen für uns als ein wichtiger Teil des Leben dazugehören. Wir möchten diesen Gefühlen den notwendigen Raum und die notwendige Zeit geben.
Dabei begleiten wir unsere Kinder aufmerksam, hören zu, halten Abstand, bieten Nähe. Wir versuchen aber nicht, das Gefühl zu manipulieren oder Vorgaben zu machen.
Kontakt
Ohne die „Störung“ oder die Bewertung von außen entstehen jeden Tag intensive Begegnungen der Kinder untereinander. Die meisten Auseinandersetzungen lösen sie ohne das Eingreifen von Erwachsenen. Die Konflikte werden nicht für sie geregelt oder gelöst.
Die Erwachsenen begleiten sie bei ihrer Lösungsfindung. Durch ihre Präsenz gewährleisten sie eine entspannte und sichere Umgebung.
„Laßt mir Zeit“
Gerade heute in unserer schnellen und hektischen Welt wollen wir Raum bieten, um sich im eigenen Tempo „mit Zeit“ zu entwickeln und zu wachsen.
Das pädagogische Konzept im Detail
Du willst gerne noch mehr über unser pädagogisches Konzept erfahren? Das ausführliche Konzept findest du hier als PDF-Datei zum Herunterladen.